Was ist Kynologie?

Immer wieder werde ich gefragt, was Kynologie ist und was man unter einer kynologischen Ausbildung versteht. Das Wort Kyno stammt aus dem griechischen Wortschatz und heißt Hund. Die Endung -logie  stammt ebenfalls aus dem griechischen Wortschatz und heißt übersetzt „Lehre“, „Sinn“ oder „Rede“ und bezeichnet in der Regel die Wissenschaft zu einem Gebiet. Die Kynologie ist also die wissenschaftliche Lehre vom Hund.

Die saarländische Ausbildungsstätte, in der ich meine Ausbildung zur Fachkraft für Hundeerziehung und -ausbildung sowie Kynotherapie absolviert habe, arbeitet auf den neuesten wissenschaftlichen Grundlagen der Verhaltensforschung. Sie ist ein  kynologisches Zentrum, welche sich nicht nur mit Haushunden, sondern auch intensiv mit dem Verhalten von anderen Caniden beschäftigt, wie zum Beispiel dem Dingo.

 

Die theoretischen und praktischen Unterrichtsinhalte einer kynologischen Ausbildung beziehen sich auf:
  • Erkenntnisse der Rassekunde
  • Lernmechanismen
  • Lernmethoden
  • Spezialausbildungen
  • Entwicklung von Beziehungen und Bindung sowie Qualität der Interaktionen
  • Ausdrucksverhalten des Hundes
  • Entwicklungsprozesse , also Ontogenese und Verhaltensontogenese (Neuropsychologie)
  • Genetik und genetische Dispositionen (z. B. Aggression und Epilepsie)
  • Grundzüge der Anatomie des Hundes
  • Folgen fehlerhalften Aufzuchtbedingungen
  • Stellenwert der frühen Entwicklung und Konsequenzen früher Lernerfahrungen
  • psychosomatische Erkrankungen (z.B. Depression)
  • Konfliktverhalten
  • Frustration
  • Stress
  • Verhalten als Umweltanpassung
  • Resozialisierungsmöglichkeiten
  • Hormone und Neurotransmitter (neurobiologische Prozesse)
  • Angst und Aggression
  • Domestikation
  • Verhaltensformenkreise und Verhaltensauffälligkeiten des Hundes
  • Wahrnehmungen (Sehen, Riechen, Hören, Fühlen)
  • soziales Verhalten (optische, akustische, taktile und olfaktorische Kommunikation)
  • Emotionen und Motivation
  • Mobbing
  • Verhaltensbeobachtung zwischen Hund und Mensch, Mensch und Mensch sowie Hund und Hund
  • Lautäußerungsverhalten
  • Sucht und Zwangsverhalten sowie stereotypisches Verhalten
Aber auch weitere Themenbereiche wie:
  • Ethologie, Feldstudien, Verhaltensbeobachtung, Verhaltensbeschreibung (Methoden und Techniken der Verhaltensbeobachtung- und bewertung)
  • schriftliche Anamnese
  • Erstellung eines Erziehungs- bzw. Therapieplans
  • Selbstsicherheitstraining und Methoden zur Erhöhung der Frustrationstoleranz
  • Schutz des physischen und psychischen Wohls des Menschen und des Hundes
  • Tierschutz
  • Erste Hilfe und Krankheiten
  • medikamentengestützte Verhaltenstherapie
  • humanpsychologische Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten beim Hund und deren Grenzen für den Hundetrainer
  • Double-Bind-Situation für den Hund
  • Gruppenleitung, Gruppenarbeit und Gruppendynamik
  • Konfliktvermeidung, Konfliktbehebung und Konfliktverarbeitung in der Gruppe
  • Aufbau und Gestaltung von Klientengesprächen
  • Rhetorik (Rede, Gesprächsführung, Moderation)
  • Beratungsgespräch
  • Einstellungsmuster und Motivationslagen der Besitzer
  • Professionalismus und ethische Grundsätze
  • Compliance, Identifikation und Internalisierung
  • Maximierung der Compliance und Gründe für mangelnde Compliance
  • Abwehrmechanismen, Übertragung und Gegenübertragung
  • sozialpsychologische Intervention
  • Coaching
  • Öffentlichkeitsarbeit und Werbung
  • Workshop- und Seminarleitung

sind unter anderem Teil der Ausbildung.

Bindung Mensch Hund

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Hundeverhalten und Interaktionen zwischen Mensch und Hund sind sehr komplex, dass selbst eine 2 jährige Ausbildung kaum ausreicht, um alle kynologischen und humanpsychologischen Bereiche abzudecken. Fortlaufende Untersuchungen widerlegen alte Thesen, so dass ein ständiges Informieren und Lernen notwenig ist.

Zusammenfassend gesagt, beinhaltet die Kynologie alle biologischen und ethologischen (Verhaltensforschung) Prozesse, die von der Befruchtung der Eizelle bis zum Tod eines Hundes geschehen.