Beschwichtigung beim Hund-Blickabwenden

Blickabwenden wird häufiger auch Blickvermeidung genannt und ist in einschlägiger Literatur oft in Verbindung mit anderen Beschwichtigungen, wie Pföteln und Leckintention, zu finden. Für ihre Dissertation hat Angelika Bernadette Bublak (2013) sich der Hund-Mensch-Kommunikation gewidmet, in der sie Beschwichtigungssignale untersucht hat. Blickabwenden nimmt in ihrer Arbeit einen großen Teil ein und konnte auch in der Kommunikation zu Menschen bestätigt werden.  

Beschwichtigung beim Hund

Blickabwenden in Kombination mit Pföteln

Die Ausdrucksformen

Eine Blickvermeidung ist beim Hund in sehr vielen Variationen zu beobachten. Unter Hunden reicht ein klitzekleines wegdrehen nur mit dem Augapfel. Der Empfänger dieser Nachricht weiß sofort bescheid was zu tun ist. Blickabwenden kann allerdings von deinem Hund auch sehr grobmotorisch gezeigt werden, nämlich durch Abwenden mit dem gesamten Kopf bis hin zum gesamten Körper. Der Kopf wird dazu auch in Richtung Boden gesenkt und/oder ein zusätzliches Sich-Klein-Machen unterstütz den gesamten Körperausdruck.

Diese Kommunikation wird landläufig als Ängstlichkeit benannt, hat jedoch nichts mit Angst gemein. Es dient wie andere beschwichtigende Gesten ebenfalls der Konfliktvermeidung bzw. einer Beendigung und wird lediglich in einer Situation entsprechend gezeigt.

 

Die feine Körpersprache unserer Hunde

In der folgenden Bilderreihe ist zu sehen, wie fein differenziert Kommunikation unter Hunden funktionieren kann. Das kurze Blickabwenden der etwas jüngeren Hündin in Bild 3 ist mit bloßem Auge kaum zu sehen. Erst die Kamerabilder machen diese feine Körpersprache sichtbar. 

Hundefachwissen, Körpersprache Hund, Blickabwenden

1: Ein Junghund initiiert ein Beutefang-Spiel.

Hundefachwissen, Körpersprache Hund, Blickabwenden

2: Der Beuteträger ist angespannt und droht.

Hundefachwissen, Körpersprache Hund, Blickabwenden

3: Deeskalation durch Blickvermeidung des jüngeren Beagles.

Hundefachwissen, Körpersprache Hund, Blickabwenden

4: Ein Abwenden beendet den situativen Konflikt.

Irrtümer unter Hunden

Auch das gibt es. Zum Beispiel dann, wenn ein Hund im Gesichtsbereich zu langes Fell hat. Auch uns Menschen fällt es somit schwer die Bewegung der Augen oder kleinste Kopfbewegungen zu erkennen. 

Stell dir vor, dein Hund beschwichtigt, er schaut zur Seite und wird dennoch von seinem Gegenüber attackiert. Somit könnte dein Hund erlernen, dass andere Hunde per se gefährlich sind. Oder eben, wenn wir Zweibeiner seine Körpersprache missachten, dass wir Menschen bedrohliche Individuen sind. 

Und wie sieht es mit unserer menschlichen Körpersprache auch?

In welchen Situationen und wie oft drehen wir uns vom Hund weg? Was und wie versteht dich dein Hund? Ich finde diese Fragen und ihre Antworten sehr wichtig, da sie so vieles in der Mensch-Hund-Kommunikation zum gegenseitigen Verständnis beitragen.

Zum Beispiel: Das Thema „Verhaltensveränderung durch Ignorieren“ wird immer wieder als erfolgsbringend postuliert. Seinen Hund ignorieren wird fast ausschließlich über die Bewegungen abwenden und wegdrehen ausgeführt. Man schaut seinen Hund nicht an und vermeidet den Blickkontakt. Diese Bewegung ist der einer Beschwichtigung sehr ähnlich und könnte von deinem Hund sogar als Fluchtreaktion gedeutet werden. Nach meinen Erfahrungen ist das der Grund, warum ein Abwenden erzieherisch kaum oder keinen Erfolg bringt. 

Dazu muss du wissen, dass Ignorieren auch als dominante Gestik von ranghohen Tieren gegenüber rangniedrigeren Tieren initiiert wird. Genau deshalb wird Ignorieren als erzieherische Maßnahme oft empfohlen. Je nach dem, wie souverän dein Hund ist, kann dein Ignorieren dann unerwünschte Folgen für euch als Team bedeuten. Weil, wenn dein Hund dein Ignorieren als Beschwichtigung wertet, erreichst du unter Umständen eine Verschlechterung eurer Situation.

 

 

Und wenn der Blickkontakt gehalten wird? Ganz nach dem Motto:“ Wir sehen uns noch!“

Dann besteht „Redebedarf“. Dazu gibt es Infos in einem anderen Blogpost. 

 

 

Tags: die eigene Schnauze belecken Sich-Klein-MachenPföteln