Seriöse Auslands-Tierschutzorganisation und Hundevermittlung
Wer auf der Suche nach einem Hund von einer seriösen Auslands-Tierschutzorganisation ist, dem stehen diverse Internetplattformen zur Verfügung. In Ebay-Anzeigen, verschiedenen Tierbörsen, auf Webseiten und sozialen Netzwerken gibt es unzählige Hunde, für die ein neues zuhause gesucht wird. Die Anzahl der Tierangebote ist schier gigantisch und es können Hunde aus allen Ecken der Welt, aller Hunderassen und jeden Alters ausgesucht werden. Wer aus diesen Angeboten einen seriösen Hundeverkäufer sucht, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Denn es gibt bisher nur wenige bindende gesetzliche Regelungen, Tiere online anzubieten, die ohne große Mühen umgangen werden können.
Um in den Dschungel der Hundevermittlungen etwas Licht zu bringen, habe ich mich einige Monate damit beschäftigt und recherchiert.
Facebook und Hundeverkauf
Zunächst war ich schockiert darüber, wie viele Hunde auf dem sozialen Netzwerk Facebook angeboten werden. Ich meine hier nicht FB-Seiten, die einem e.V. zuzuordnen sind und in selbiger Identität ein FB-Fanpage führen. In sogenannten Orten, in Facebook-Gruppen, auf privaten Profilen und auf gewerblichen Seiten werden Hunde angeboten. Und das, obwohl Facebook auf seinem Netzwerk Tierverkauf (auch Adoptionen) verbietet. Meinen Versuch, diese namentlich zu sortieren und zu sichten, habe ich aufgrund der riesigen Anzahl schnell wieder ad acta gelegt. Faktisch täglich entdecke ich neue Anbieter und die Anzahl derjenigen, die Hunde vermitteln, ist scheinbar endlos. Was diese Anbieter immer gut sichtbar preisgeben ist die Spenden-Kontonummer. Aber wer diese Anbieter sind und wofür die Spenden eingesetzt werden, ist bei vielen nicht ermittelbar. So ließen sich zum Beispiel zu einer Kontonummer 5 verschiedenen FB-Seiten mit unterschiedlichen Namen und in verschiedenen Sprachen finden.
Aber was macht einen seriösen Auslandtierschutz eigentlich aus?
Personen, die für einen Hundekauf/Adoption nach seriösen Quellen suchen, wird es also schwierig. Deshalb habe ich überlegt, welche Kriterien sollte der Webauftritt einer seriösen Auslands-Tierschutzorganisation eigentlich erfüllen und wie erkennt ein Adoptant diese. Dafür habe ich mir bei 97 Auslands-Tierschutzorganisation entsprechende Internetauftritte angesehen, diese bewertet und im Folgenden erklärt.
Abgesehen von Angeboten, in der das Ursprungsland des Hundes nicht erkennbar ist, unterteilt sich der Import von Hunden überwiegend aus Westeuropa oder aus Osteuropa. Vereine, die ihre Tierschutzarbeit in Westeuropa betreiben, scheinen erfahrener und somit auch seriöser (vertrauenswürdig). Aber eben nicht immer. Um unseriösen Hundehandel zu vermeiden, hat ein potentieller Adoptant die Möglichkeit, sich den Internetauftritt eines Tierschutzverein genau anzusehen. Meine Kriterien können dazu nützlich sein.
Meiner Meinung nach zeichnet sich Seriosität dadurch aus:
- der Webauftritt hat ein Impressum
- vollständige Angaben zu Ansprechpartnern
- man orientiert sich bei Kastrationen nach dem Tierschutzgesetzt
- ein ehrlicher Umgang mit Erkrankungen
- fairer Umgang mit Pflegestellen
- Hundehalter und Hund passen bestens zusammen
- ist eine Rückgabe möglich (im Notfall sofort)
- Hilfe bei der Beseitigung der Ursachen von Tierleid
- Offenlegung der Ein- und Ausgaben
Zuvor noch ein paar wichtige Hinweise
Alternativ für das Wort Auslands-Tierschutzorganisation verwende ich auch den Begriff Verein bzw. Tierschutzverein. Gendergerechte Schreibweise: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich häufig die männliche Form. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
Meine Recherche und Auswertung hat keinen wissenschaftlichen Aufbau und ist keine wissenschaftliche Studie. Alle gewählten Kriterien beruhen auf meiner persönlichen Einschätzung und Erfahrungen. Da ich selbst keinerlei Kontakte zu Auslands-Tierschutzorganisation pflege, war mir eine objektive Herangehensweise und Beurteilung weitestgehend möglich. Mir war es bei meiner Auswertung wichtig, welche Informationen erhält eine Person, die nach einem Hund sucht und sich auf einen Hund aus dem Tierschutz interessiert. Für jeden einzelnen Webauftritt einer Tierschutzorganisation inklusive FB-Seite habe ich mir ca. eine Stunde Zeit eingeräumt.
Meine Auswertung
Die einzelnen Kriterien machen aus meiner Sicht eine seriöse Auslands-Tierschutzorganisation aus. Das sind Kriterien und zum Teil auch gesetzliche Vorgaben, die jeder Verein über sich und seine Arbeit der Öffentlichkeit mitteilen sollte bzw. bei gesetzlichen Vorgaben auch muss.
Innerhalb dieser Kriterien habe ich ein Ampelsystem erstellt, welches aus Sicht eines Adoptanten zu verstehen ist. Hier waren mir Angaben wichtig, die ein Adoptant erhält, wenn dieser sich auf einer der Internetauftritte informieren möchte.
Meine Auswertung ist in neun Kriterien aufgeteilt (siehe folgende Punkte 1-9), die jeweils in drei Stufen unterteilt sind. Um die drei Stufen anschaulich zu gestalten, sind diese nach Ampelfarben sortiert.
1. Ist eine registrierte Webseite/Homepage vorhanden
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- grün: Webseite mit Impressum und vielen nützlichen Informationen über die Arbeit der Tierschutzorganisation und Themen zum Hund
- gelb: Webseite mit Impressum und sehr wenigen oder veralteten Informationen
- rot: keine Webseite, sondern lediglich eine FB-Fanpage
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Anmerkungen: Eine rote Bewertung haben Tierschutzvereine erhalten, die lediglich einen FB-Auftritt unterhalten. Der Grund ist, weil diese Vereine (oder Privatpersonen) keinerlei Informationen veröffentlichen. Informationen, wie z.B. über den Verein (Satzung), Informationen über die Adoption, Hinweise für die Adoptanten, Aufklärung über Krankheiten etc., fehlen gänzlich.
Webseiten, die ich mit gelb beurteilt habe, enthalten zwar ein Impressum, aber oft fehlte die Info über Datenschutz, sie haben keine SSL-Verschlüsselung und/oder auch sonst beinhalten diese Seiten kaum relevante Informationen.
Hingegen findet man auf Webseiten mit einer grüner Bewertung sehr viele nützliche Tipps, so dass man sich ein gutes Bild von der Arbeit des Vereins (Privatperson), von der Adoption und von den zu vermittelnden Hunden machen kann.
Fazit: Der erste Eindruck einer Webseite sagt nicht viel über die Seriosität des Tierschutzvereins aus. So habe ich Webseiten gefunden, die sehr professionell aufgebaut waren, aber keinerlei Informationen zur Arbeit des Vereins und zum Hund allgemein enthielten. Darunter waren auch Webseiten ohne Impressum, ohne Datenschutzhinweise und mit fehlender SSL-Verschlüsselung. Andererseits gibt es Webseiten, die technisch sehr veraltet sind, dafür aber sehr viele nützliche Texte/Inhalte enthielten. Dazwischen gibt es eine große Grauzone.
2. Werden Ansprechpartner mit Telefonnummer veröffentlicht
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- grün: Ansprechpartner mit Name, Telefonnummern Mail-Adressen, Impressum (das Impressum an dieser Stelle versteht sich bei FB-Seiten, dessen Betreiber keine Webseite zuzuordnen war)
- gelb: Ansprechpartner sind teilweise bekannt bzw. unvollständig
- rot: Fehlende Kontaktdaten bzw. nur eine einzige Mailadresse oder Kontakt nur per Facebook-PN
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Anmerkungen: Zu einer roten Bewertung haben geführt, wenn zum Beispiel nur ausländische Kontaktdaten veröffentlicht wurden, Kontakt nur über WhatsApp, Kontakt nur über Kontaktformular (hier fehlte teilweise auch das vorgeschriebene Op-In). Oder der Kontakt war nur per Facebook-Messenger möglich. Gefehlt haben auch der Name einer physischen Person; manchmal war auch nur eine einzige Handynummer zu finden.
Fazit: Der grüne Prozentsatz ist in dieser Kategorie recht hoch. Das ist auch verständlich, denn die Tierschutzvereine möchten ihre Hunde ja an den Mann/Frau bringen. Nur bei einigen wenigen Webseiten hat der Leser das Gefühl, der Seiteninhaber möchte seine Identität nicht preisgeben. Lediglich in einem einzigen Fall auch nachvollziehbar, wenn Personen gegen illegalen Welpenhandel aktiv sind. Ansonsten gilt: fehlt der Ansprechpartner ist Vorsicht geboten.
3. Ab welchem Alter werden Hunde kastriert
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- grün: Individuell bzw. frühestens ab 12. Monat
- gelb: Kastriert ab Geschlechtsreife bzw. Ab 8.-9- Monat
- rot: Kastriert ab 6. Monat oder jünger; Thema Kastration wird vermieden
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Anmerkungen: Zu einer roten Bewertung haben geführt, wenn Kastrationen sehr früh durchgeführt werden. Erschreckend fand ich, dass auch Welpen ab einem Alter von 4 Monaten kastriert werden. Bei einem auffällig großem Teil der Webseiten fehlte das Wort „Kastration“ oder „kastriert“ gänzlich. Dort wird selbst bei den einzelnen Hunde-Anzeigen das Thema nicht genannt. Ein Tierschutzverein ist scheinbar der Kastrations-Zustand bei Welpen unbekannt. Tierschutzvereine, die scheinbar keine Welpen und nur sehr selten Junghunde vermitteln, habe ich unter „nicht relevant „ bewertet.
Fazit: Da eine pauschale Kastration nach dem deutschen Tierschutzgesetzt verboten ist, verstoßen in diesem Punkt alle Auslandstierschutzvereine gegen geltendes Gesetzt. Auch wurde in den letzten Jahren aus juristischer Sicht mehrmals darauf hingewiesen, dass von diesem Verbot Tierschutzvereine, die alle zu vermittelnden Hunde kastrieren, vom Gesetzt nicht ausgenommen sind. Eine Sonderregelung für Tierschutzvereine gibt es nicht. Entsprechende Klauseln in den sogenannten Schutzverträgen sind rechtswidrig.
Dem entsprechend ist es als höchst unseriös anzusehen, dass einige Auslands-Tierschutzvereine bei Welpen und Junghunden eine sogenannte Kastrations-Kaution (bis zu 450 €) verlangen. Die Alternative zur Kastration, nämlich die Sterilisation, wird nur sehr selten erwähnt. Hier muss sich dringend etwas ändern, denn eine Kastration hat teilweise schwere gesundheitliche Folgen für das Tier.
Im Gegensatz dazu hat mich sehr gefreut, dass wenigstens ein Verein so offen war und darauf hinweist, dass eine Verpflichtung zur Kastration per Schutzvertrag nicht möglich ist.
Insgesamt hat in meiner Recherche dieses Thema den größten Zeitfaktor ausgemacht, da ich oft längere Zeit nach verlässlichen Informationen bzw. ab welchem Alter die zu vermittelnden Hunde kastriert werden, suchen musste.
Der Deutsche Tierschutzbund schreibt dazu: www.tierschutzbund.de
4. Test von Mittelmeerkrankheitenn (MMK) und Angaben zur Gesundheit des Tieres
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- grün: Testen viele Erreger von Krankheiten (i.d.R. 6-7 Erkrankungen)
- gelb: Testen teilweise; getestete Krankheiten werden nicht konkret benannt
- rot: keine Angaben gefunden
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Anmerkungen: Auch bei potentiellen Erkrankungen und Tests auf Erreger von Mittelmeerkrankheiten gibt es einen erheblichen Anteil der Tierschutzorganisationen, die ihre Adoptanten nicht vollumfänglich aufklären. Bei weit über der Hälfte der Auslands-Tierschutzvereine habe ich dazu keinerlei Informationen gefunden.
Bei einigen Tierschutzorganisationen ist der Ablauf so gedacht, dass der Adoptant Erkrankungen erst nach Einreise bzw. Übernahme von einem Arzt prüfen lässt und erwirbt somit unter Umständen ein erkranktes Tier. Wiederum bei anderen Vereinen waren in Hunde-Vermittlungsanzeigen Hunde offensichtlich nicht gesund, und ein entsprechender Hinweis war der Anzeige nicht zu entnehmen. Alle diese Faktoren haben zu einer roten Bewertung geführt.
Ebenso kritisch sehe ich den Hinweis darauf, dass von Seiten einer Tierschutzorganisation keine verlässlichen Informationen zur Gesundheit der Hunde gegeben werden könne. In einigen Beispielen grenzt dies an Vorsatz und ist im Grunde nicht hinnehmbar.
Jeder vierte Verein sagt zwar aus, auf Erreger von MMK testen zu lassen; um welche es sich dabei aber handelt, bleibt dem Leser unbekannt.
Fazit: Zumindest einige Vereine klären sehr umfänglich über Erkrankungen und auch über die sogenannten Mittelmeererkrankungen auf. Eine Tierschutzorganisation macht einen Organ-Check der Tiere. Bei Vermittlungen über Pflegestellen hat der Adoptant eine gute Möglichkeit den Gesundheitszustand des Hundes kennenzulernen. Bei Hunden, die direkt aus einem Shelter/Perrera vermittelt werden, besteht diesbezüglich ein erhöhtes Risiko.
Meine persönlichen Erfahrungen dazu sind, dass selbst, wenn offensichtlich ein Hund erkrankt ist oder eine Behinderung hat, dies verschwiegen wird. Oder es ist so, dass Personen, die im Tierschutz aktiv sind, Hunde in keiner Weise einzuschätzen wissen. Wer nun glaubt, dies seien Ausnahmen, der irrt. Sowohl in meinem privatem Bereich und auch in meiner Arbeit als Hundetrainerin, erlebe ich seit vielen Jahren, dass Hunde ganz offensichtlich krank vermittelt wurden.
5. Umgang mit Pflegestellen (PS)
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- grün: Pflegestelle erhält voll umfängliche finanzielle Unterstützung
- gelb: Pflegestelle erhält geringfügige Unterstützung (bspw. nur Haftpflicht und/oder Tierarztkosten)
- rot: keine Angabe gefunden oder Pflegestelle zahlt alles selbst
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Anmerkung: Erfreulicherweise erhalten rund 10% der Pflegestellen vollumfängliche finanzielle Unterstützung. Darin enthalten sind Haftpflichtversicherung, Tierarztkosten (manchmal auch inkl. Parasitenmittel), Futterkosten und Ausstattung. Bei einem Verein wurde darauf Wert gelegt, dass Pflegepersonen in Körpersprache und hundlichen Verhaltensweisen regelmäßig (!) geschult werden. Zu einer roten Bewertung haben unter anderem geführt, wenn die Pflegeperson mit der Schutzgebühr in Vorleistung gehen muss. Bei einigen Vereinen wird darum gebeten bzw. erwartet, dass sich die Pflegeperson an Tierarztkosten (auch OP-Kosten) beteiligt.
Fazit: Pflegestellen sind ein wichtiger Baustein im Auslands-Tierschutz, besser noch DER wichtigste Baustein. So war es häufig auch zu lesen. Ich finde es deshalb sehr befremdlich, dass diesbezügliche Infotexte überwiegend als Forderung geschrieben wurden. Manche Texte lasen sich wie Befehle oder Anordnungen. Zu lesen waren Pflichten; über das Wort „Rechte“ bin ich nicht ein einziges Mal „gestolpert“. Erschreckend fand ich, dass es keinerlei fachlichen Anforderungen an Pflegestellen (von Vereinsseite) gibt. Nur einmal wurde erwähnt, dass ein entsprechender §11 oder Tierpfleger-Ausbildung wünschenswert ist.
6. Adoption/Verbringung findet wie statt
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- grün: Ausschließlich über Schutzhof oder Pflegestelle (lehnen Direktadoptionen kategorisch ab)
- gelb: Direktvermittlung, alternativ über Pflegestelle
- rot: ausschließlich Direktadoption
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Anmerkung: Davon ausgehend, dass es bei Direktadoptionen einzig darum geht, Hunde irgendwie zu vermitteln, ohne dass eine wirkliche Einschätzung stattfinden kann, ob Halter und Hund zusammen passen, haben diese Auslands-Tierschutzvereine eine rote Bewertung bekommen. Dieses ist den Vereinen wohl auch selbst bekannt, da dies immerzu in den entsprechenden Webseiten als warnender Hinweis zu lesen ist. Immerhin stammt ein großer Teil der zu vermittelnden Hunde direkt aus einem öffentlichen Tierheim und eine Einschätzung des Tieres ist in keiner Weise möglich. Ebenfalls eine rote Bewertung haben Vereine erhalten, die zwar von dem Vorgang der Adoption nicht berichten, jedoch auch keine Pflegestellen zu betreiben scheinen.
Auch wenn die gelbe Bewertung einen recht hohen prozentuellen Anteil zum Ergebnis hatte, so muss bedacht werden, dass Pflegestellen oftmals Hunde beherbergen, die kaum Vermittlungschancen haben. So war es auch in den Texten der Tierschutzoeganisationen oftmals nachzulesen. Deshalb ist es möglich, dass weit über 80% der Hunde an Rastplätzen, Höfen oder Wiesen an die neuen Besitzer übergeben werden.
Fazit: Sehr erfreulich fand ich, dass alle grün bewerteten Tierschutzorganisationen solche Direktadoptionen kategorisch ablehnen. Genannt wurde hier sinngemäß die Missachtung des Tierwohls. Allen diesen Vereinen steht eine sinnvolle Vermittlung im Vordergrund, in der sich Hund und Mensch in Ruhe kennenlernen dürfen. Eine Tierschutzorganisation nennt Direktadoptionen russisches Roulett, obwohl diese selbst Direktadoptionen betreibt.
Starkzwangmitteln bei der Übergabe
Ein Verein weist ausdrücklich darauf hin, dass bei Empfang des Hundes ein Halsband ohne Zugstopp zu verwenden ist und erklärt dies auch recht intensiv, sogar mit Fotomaterial, um welches Halsband es sich handelt. Das Benutzen von sog. Starkzwangmitteln verstößt eindeutig gegen das Tierschutzgesetzt.
Fehlende Sicherheitsmaßnahmen
Bei der Übergabe ist oft zu lesen, dass Geschirr, Halsband und eine Leine mitzubringen sei. Wie die Sicherung der Hunde gewährleistet wird, ist mir bei solchen Übergaben unklar. Nur bei sehr wenigen Vereinen wird der Hund bereits gesichert übergeben. Ebenfalls sehr selten las ich, dass der Adoptant bereits bei der Übergabe eine gültige Hunde-Haftpflicht abgeschlossen haben muss. Denn in dem Augenblick, wo der Hund den Transporter verlässt, haftet der neue Besitzer; da wäre ein Hinweis sinnvoll. Bei einigen Vereinen ist zu lesen, dass bei Ankunft des Transportes lediglich der Transporteur anwesend sein wird. Bei einem ausländischen Unternehmen ist nicht klar, ob der Transporteur auch deutsch spricht. In diesem Zusammenhang gibt es tatsächlich den Hinweis, bei dringendem Klärungsbedarf, doch bitte nicht gleich in Panik zu verfallen.
7. Rücknahme des Hundes
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- grün: Ja sicher, sofortige Rücknahme scheint möglich
- gelb: eine Rücknahme scheint möglich, nach erfolgreicher Suche eines geeigneten Ersatzplatzes
- rot: Eher nicht bzw. das Thema wird nicht erwähnt
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Anmerkung: Zur Beurteilung rot hat hier geführt, dass entweder klar formuliert wurde, dass eine Rückgabe nicht gewünscht ist oder aber die Suche nach einem geeigneten Platz u.U. auch einige Monate dauern könnte. Auch wenn dieses Thema lediglich mit einem einzigen Satz erklärt wurde, wie z.B. „Sprechen sie uns an, wir finden eine Lösung.“, führte zu einer ungenügenden Bewertung. Bei erstaunlich vielen Vereinen habe ich mir die Notiz „keine Angaben gefunden“ notiert.
Zu einer gelben Bewertung hat geführt, wenn erkennbar war, dass sich ein Verein diesem Thema intensiv widmet und sich diesem Problem bewußt ist. Für eine scheinbar sofortige Rücknahme habe ich eine grüne Bewertung vergeben. So schrieb zum Beispiel ein Verein, dass er dauerhaft Pflegestellen für solche Fälle vorhält. Auch ist auf einem Schutzhof eine sofortige Rücknahme des Hundes in einem Notfall sehr gut möglich.
Fazit: Das Thema scheint einigen Tierschutzorganisationen wirklich sehr am Herzen zu liegen. Ein Verein erwartet vor einer Adoption einen mehrstündigen Besuch in einer Hundeschule, hier wird um Nachweis gebeten. Ein anderer Verein erstattet bei Rückgabe die Schutzgebühr. Auch mehrere Tage Probewohnen kann bei einem Verein in Anspruch genommen werden. Und wiederum ein anderer Verein bietet die Option einer Erbschaft im Todesfall an, in der der Hund vom Verein betreut wird.
Ebenfalls sehr hilfreich fand ich das Angebot einiger weniger Vereine, sich auch um Hunde zu kümmern, die nicht über den eigenen Verein vermittelt wurden.
Das Thema Rückgabe ist in Abhängigkeit der quantitativen Hundevermittlung zu bewerten. Informationen dazu sind rar, eine Rückgabe scheint aber zwischen 5 und 10% zu liegen. Bei Vereinen, die wöchentliche Touren fahren und ca. zwischen 500 bis 2500 Hunde pro Jahr importieren, ist sehr wahrscheinlich eine Rücknahme aufgrund der Anzahl der Hunde schon kaum zu bewältigen.
8. Unterstützung im Ursprungsland
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- grün: Hilft vor Ort der Bevölkerung, bspw. bei OP’s oder Sachspenden/Geldkosten; betreibt aktiv Kinder und Jugendarbeit; hilft auch im Innland
- gelb: Unterstütz Shelter und/oder Kastrationsprojekte
- rot: Nur Hundevermittlung nach Deutschland erkennbar
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Anmerkungen: Eine grüne Bewertung hat erreicht, wenn der Verein nachweislich unterschiedliche Projekte im Ursprungsland unternimmt, die darauf abzielen, Tierleid zu beseitigen oder zu verhindern. Dazu zählen auch Hilfen jeglicher Art für die heimische Bevölkerung und Kinder und Jugendarbeit. Stehen diese Ziele zwar in der Vereins-Satzung, aber es sind solche Projekte weder in sozialen Netzwerken noch auf der Webseite erkennbar, habe ich eine andere Bewertung vorgenommen.
Fazit: Auslandstierschutz kann nur dann Sinn bringend sein, wenn die Gründe und Ursachen für Tierleid angegangen und behoben werden. Als kritisch betrachte ich deshalb Tierschutzorganisationen, die ihre Tierschutzarbeit augenscheinlich einzig auf die Verbringung/Import von Hunden ausgelegt haben. Seitenbetreiber (Organisationen und Nicht-Organisationen), die sich auf Welpen spezialisiert haben, sind per se als unseriös einzuschätzen.
Dennoch, einige Auslands-Tierschutzorganisationen (und auch Privatpersonen) leisten ein hervorragendes Engagement und starten regelmäßig Projekte, um den Tierschutzgedanken in die Welt zu tragen und zu festigen.
9. Offenlegung der Ein- und Ausgaben
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- grün: Geschäftsberichte werden veröffentlicht
- gelb: Einzelne Geldbeträge, Rechnungen und/oder Spenden werden veröffentlicht
- rot: Das Thema wird nicht erwähnt
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Anmerkung: Beschäftigt man sich mit dieser Kategorie, ist es sehr verwunderlich wie wenig Transparenz gezeigt wird. Immerhin erhalten einige Vereine Spendengelder, dessen jährliche Summe weit über eine halbe Million Euro hinaus gehen dürfte.
Zwei Vereine tragen das Logo der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) und sind um Transparenz sehr bemüht. Sehr erfreulich ist, dass einige Vereine auch regelmäßig ihren Geschäftsbericht veröffentlichen. Hingegen sehr enttäuscht war ich von jenen Tierschutzvereinen, dessen Arbeit ausschließlich aus dem Sammeln von Spenden besteht. Informationen, welche Geldsummen für welche Projekte diese Vereine ausgeben, fehlen gänzlich. Bei einigen Vereinen wurde die Höhe Schutzgebühr nicht genannt.
Fazit: Die finanziellen Einnahmequellen sind sehr vielfältig. Eine Kontonummer steht fast überall auf der Startseite. Zu finden sind ausserdem häufig Paypal-Konten, externe Spendenportale (wie Teaming); es wird für Namens- und Tierpatenschaften gespendet. Oft natürlich auch sonstige Sach- und Geldspenden. In einem Fall wurde mehrfach in einmal Jahr um Gelder für ein neues Fahrzeug gebeten. Auch sogenannte Spendenmarathons sind häufig zu finden. Nur in wenigen Berichten ist ersichtlich, wofür die Spenden auch tatsächlich ausgegeben werden. Hin und wieder sind Fotos von Rechnungen zu finden.
Zusammenfassung
Wer einen seriösen Auslands-Tierschutzverein sucht, darf sich vom äußerlichen Erscheinungsbild im Internet nicht täuschen lassen. Es ist ratsam, sich (s)einen Verein genauer anzusehen und sämtliche Informationen einmal unter die Lupe zu nehmen. An die 90.000 Follower auf Facebook und tägliches Posten von Hundebildern, ist kein Garant für Seriosität.
Ca. 70% der von mir gesichteten Webseiten wurden von Privatpersonen als seriös benannt, die restlichen 30% der Webseiten habe ich zufällig gefunden und mit auf meine Liste gesetzt.
Nur äußerst wenige Tierschutzorganisationen kümmern sich auch um Hunde-Probleme im Inland. Zu lesen war auch, dass von einem Besuch einer Hundeschule dringend abzuraten ist.
Mehr Informationen für Adoptaten sind wünschenswert
Nur eine Tierschutzorganisation hat von mir in allen Kategorien eine grüne Farbe erhalten. Gefolgt von einem Verein, der sieben grüne Kategorien erreicht hat. Weitere 8 Vereine haben mindestens 50% eine grüne Bewertung erhalten. Fünf Vereine haben alle Kategorien mit roter Bewertung erhalten. In einem Fall gehe ich von illegalem Hunde-Handel aus. Vereinzelte Tierschutzorganisationen habe ich mit einer überwiegenden gelben Bewertung beurteilt, bei den restlichen Vereinen überwiegt die rote Bewertung.
Nicht immer ist ersichtlich, aus welchem Ursprungsland der Hund (die Hunde) entnommen wurde bzw. wird.
Ich persönlich hatte gerade gestern wieder so einen Trainingsfall, da hat sich der Hund anscheinend von selbst in die Tierschutzorganisation gebeamt. Von der Tierschutzorganisation weiß angeblich niemand, wie der Hund da hingekommen ist.
Einige Hunde stammen aus sogenannten Drittländern. Soviel wie mir bekannt ist, dürfen solche Hunde gar nicht weiter verkauft bzw. vermittelt werden.
Den zur Verbringung ins Inland nötigen Hinweis auf den Besitz des §11 Abs. 1 Nr. 5 TierSchG, hat nicht jede Tierschutzorganisation auf ihren Internetpräsenzen veröffentlicht.
Der auf meiner Liste älteste Verein wurde 1985 gegründet. Auffällig ist, dass sich viele Tierschutzorganisationen um 2015 gegründet haben. Ich habe ausschließlich Vereine bzw. Webseiten von Privatpersonen gesichtet, die ihren Standort in Deutschland haben. Aktuell gibt es keinen statistischen Wert wie viele Auslands-Tierschutzorganisationen in Deutschland gemeldet sind. Meine Recherche dazu läuft noch und Informationen folgen.
Tierschutzhöfe sind eine bessere Wahl
Abschließend möchte ich erwähnen, dass in der Regel (hiervon gibt es also auch Ausnahmen) sogenannte Tierschutzhöfe häufiger eine grüne Wertung in den einzelnen Kategorien erhalten haben. Ohne diese Schutzhöfe wären die Prozentzahlen der roten Bewertungen noch höher ausgefallen.
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