Die Gruppe der Pariahunde leben auf der Strasse
Ein anderer Begriff für eine bestimmte Hundegruppe ist der des Pariahundes. Paria bedeutet Ausgestoßen oder unterste Schicht.
Einstmals spezialisierte Landschläge wurden mit Beginn der Islamisierung, vor 1400 Jahren, wegen ihrer nach muslimischen Glauben empfundenen Unreinheit aus der menschlichen Gesellschaft verstoßen. Hiervon ausgenommen sind Windhunde und einige wenige Hunde, die zur Arbeit benötigt werden. Pariahunde sind deshalb sehr häufig in muslimischen Gebieten zu finden. Diese herrenlosen Hunde leben, anders als die Schensihunde, außerhalb menschlicher Gemeinschaften und somit ohne direkte und menschliche Bindungen. Sie sind also vollkommen auf sich gestellt und unterliegen einer natürlichen Auslese. Die in vorislamischer Zeit auf bestimmte Eigenschaften spezialisierten Landschläge konnten sich durch ihre Verwilderung wieder frei miteinander verpaaren und deshalb sehen Pariahunde auch sehr unterschiedlich aus. Mit der Zeit entstanden jedoch vier Typen des Pariahundes:
- die Windhundartigen,
- die Hirtenhundartigen,
- die Spitzhundartigen
- und Dingoartige.
Unter den Parias werden folgende Hunde gezielt gezüchtet:
- Kanaandog (Israel), Rudolphina Menzel entwickelte die Rasse aus Pariahunden während ihrer Zeit in Palästina. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie in ihrem Buch „Pariahunde“ (Die neue Brehm-Bücherei, 1960)
- Kintamani (Indonesien, Bali), Der Kintamani soll bleue Flecken auf der Zunge haben, die auf eine Einkreuzung des Chow Chow hinweist.
Aber auch in anderen religiös eingestellten Gebieten und in Gebieten mit oftmals sehr armer Bevölkerung prägen wildlebende Hunde das Strassenbild. Umgangssprachlich werden sie seit je her als Strassenhunde bezeichnet. In einigen Ländern, wie beispielsweise Rumänien, sind diese zwar eine Erscheinung der letzen Jahrzehnte, dennoch unterliegen auch diese Hunde einer völligen natürlichen Auslese. Strassenhunde können deshalb auch als Pariahunde bezeichnet werden.
Unterschied zwischen Paria und Schensihund
Auszug aus der Wuff: „…Pariahhunde bilden den Übergang von den südlichen (Schensis) und nördlichen (arktischen) Primitivhunden zu den höher domestizierten Rasse- und rasselosen Hunden des gemäßigten Klimas. Höhere Zuchtformen wurden dagegen vorwiegend in Europa entwickelt, und diese stellen heute das Gros der registrierten, anerkannten Hunderassen der industrialisierten Länder dar…“ (von Dr. Hellmuth Wachtel)
Pariahunde sind autark
Informationen über diese Hundegruppe sind rar, aber inzwischen gibt es an verschiedenen Orten Wissenschaftler, die sich mit Pariahunden bzw. auch genannten Strassenhunden intensiver beschäftigen. So ist in der Dokumentation von Luc Riolon „Streuner unter sich-Strassenhunde in Moskau“ (2015) zu sehen, dass bereits eine genetische Vermischung des Wolfes mit Pariahunden nicht auszuschließen ist. Demnach soll es gebietsabhängig Strassenhunde geben, die sich mehr wie Wölfe verhalten.
Auf der Trumler-Station (GfH) konnten ehemals Pariahunde, die sogenannten „Türkisch-Iranischen-Hunde“ und die „Saudi-Arabischen-Hunde“, beobachten werden. Wobei die Gruppe der „Saudis“ sich selbst auf Aggressivität selektierten. Dr. Frank G. Wörner ist Experte für Pariahunde, er war viele Jahre wissenschaftlicher Leiter der Trumler-Station und hat zu verschiedenen Hundetypen einen interessanten Artikel verfasst.
Zusammenfassend kurz erklärt sind Pariahunde auf ihren Lebensraum hoch spezialisierte Hunde. Seit Jahrzehnten und teils auch seit Jahrhunderten besetzen sie am Rande menschlicher Siedlungen eine Nische, in der sie, mehr oder weniger mit menschlicher Unterstützung, ihr Überleben sichern. Sie ernähren sich vom Müll oder werden auch (bevorzugt in Städten) gefüttert und manchmal dienen sie auch als Wächter. Allen diesen Hunden ist aber eines zugleich – sie sind autark.
Da aktuell die Adoption von Strassenhunden sehr populär ist, hier ein paar Hinweise:
Verhaltensweisen, die für diese Hunde elementar sind, lassen sich nicht über Erziehung „abstellen“. Dazu gehört insbesondere territoriales Verhalten, Misstrauen gegenüber Menschen und nicht selten werden fremde Artgenossen einzig als Eindringlinge angesehen. Mir ist bekannt, dass, wie oben beschrieben, Hund-Wolfs-Mischlinge über Tierschutzorganisationen fälschlicherweise auch als hilfslose Strassenhunde angesehen werden können.
Fazit: Nicht jeder Strassenhund wurde kürzlich ausgesetzt, ist hilfslos und benötigt dringend ein neues zuhause. Das gilt für alle Hunde , die von der Strasse eingefangen wurden, unabhängig von welchem Kontinent und Land ein Hund herkommt. Deshalb, bevor du einen Strassenhund bei dir zuhause aufnehmen möchtest, empfehle ich dir, dich über den Herkunftsort und die dort lebende Hundepopulation ausgiebig zu informieren.
Pariahunde sind:
- eigenständig, das heißt, sie entscheiden welches Verhalten in bestimmten Situationen das Richtige ist.
- sehr anpassungsfähig. Denn sie beherrschen Überlebensstrategien und sind nicht auf menschliche Hilfe angewiesen.
- sehr robust und widerstandsfähig, deshalb auch eher selten erkrankt.
- sich Selbst versorgend. Oftmals bringen sie ein sehr ausgeprägtes Jagdverhalten mit.
- je nach Ursprungsort sehr territorial.
- je nach Ursprungsort mit ausgeprägten scheuen Verhalten.
Bildnachweis: (CC)by_Ravi_Gill, Pariahunde, Wikipedia
In folgender Stichwortsuche findest du alle Hundegruppen, die es weltweit gibt. In jede Gruppe sind die Hunde auf ganz bestimmte Merkmale hoch spezialisiert. Nicht jeder Hund passt deshalb in jede Familie. Denn für ein harmonischen Miteinander müssen Hunde ihre ganz individuellen Eigenschaften ausleben können. Für jede Gruppe habe ich dir einige Notizen hinterlassen, die dir bei der Entscheidung zum Hundekauf helfen sollen/können.