Molosser als Beschützer von Haus & Hof
Um den Hundetyp Molosser besser zu verstehen, warum diese Hunde so sind wie sie sind, muss man sich etwas in ihre Geschichte und Entstehung einlesen. Im folgenden Text findest du deshalb einiges zur Geschichte und vor allem auch Hinweise auf welche Eigenschaften diese Hunde Jahrtausende selektiert wurden.
Nach dem unsere Vorfahren, am Ende des Neolithikums (6000 v. Chr.), mit der künstlichen Auslese auf erwünschte Eigenschaften in Verhalten und Aussehen begannen, nahm die Vielfalt der Hunde zu. Vor allem aber auch gewannen diese Hunde deutlich an Körpergröße. So entstanden unter den ersten Landschlägen Hunde, die wir heute unter dem Begriff Molosser kennen. In ihrem Aussehen sind Molosser sehr groß, kräftig und mit breitem Brustkorb. Sie bestechen oftmals auch durch ihren eindringlichen Gesichtsausdruck.
Neben der Jagd mit Pfeil und Bogen war Ackerbau und Viehzucht bereits ein fester Bestandteil in dieser Zeit. In manchen Gebieten lebten die Menschen als Nomadenvolk, die mit ihren Herdentieren eng verwurzelt lebten. Diese Volksgruppen werden auch als Hirtenkultur bezeichnet. Demzufolge werden deren Hunde auch als Hirtenhunde bzw. heute als Herdenschutzhunde bezeichnet. In Gebirgsregionen haben Molosser wegen des rauen Klimas längeres und sehr dichtes Fell, wobei in den tiefer gelegenen Ebenen jene Hunde eher stock- bzw. kurzhaarig sind.
Molosser sind seit jeher Helfer bei der Arbeit
Die Gebiete und Wanderruten der Nomadenvölker wurden von einwandernden Ackerbauern besetzt. Die von ihrem Naturell eher robusteren Nomadenvölker, die von ihren Viehherden abhängig waren, sollen deshalb sesshafte Ackerbauern überfallen haben. Die beiden Kulturvölker haben sich dennoch nach und nach vermischt. Mit der Vermischung der Kulturen wurde das Vieh der Nomaden von den Ackerbauern als Zugtier (Zughunde) entdeckt und genutzt, so dass aus dem Hackbau die Pflugkultur entstehen konnte. Um Besitz wie Haus, Vorräte, Kinder und vor allem auch das Vieh vor befeindete Nachbarstämme oder aber Bären und Wölfe, zu schützen, brauchten unsere Vorfahren diese markanten Hirtenhunde als Wächter.
Ebenfalls zu dieser Zeit entstanden erste Hochkulturen mit städtischer Zivilisation an großen Flüssen, wie in Ägypten am Nil-Flussbett, in Mesopotamien im sog. Zweistromland, in Indien am Indus und am Hwangho (Gelber Fluss) und Jangtsekiang in China. Später breitete sich die Bevölkerung auch in das Landesinnere aus, sodass auch im Gebiet Kleinasien, das von Albanien, Griechenland, Türkei bis Syrien und Irak reicht, die Bevölkerungsdichte zunahm. Zahlreiche Stämme mit unterschiedlichsten Ideologien und Organisatoren, wie Oberhäupter und Könige bildeten sich. Sie führten häufig Kriege gegeneinander und somit erklärten die Machthaber immer wiederkehrend neue Gebiete für sich.
Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung durch Prof. Dr. Mirko Novák, Universität Bern
Der Volksstamm der Molosser
Im heutigen Griechisch-, Albanischem Grenzgebiet, das seit der Antike als Epirus-Gebiet bekannt ist, lebte der Stamm der Molosser. Diese Volksgruppe zählt bis wenige Jahrhunderte vor Christus mit zu den mächtigsten Volks-Stämmen zur Zeit der Antike. Durch Kriegszüge konnten sie ihre Gebietsansprüche bis nach Rom ausbauen. Das Erscheinungsbild ihrer markanten Hirtenhunde wurde durch die Griechen und Römer mit einer direkten Zugehörigkeit zum Volk der Molosser assoziiert, sodass dieser spezielle Hundetyp den Namen Molosser erhielt. Später übernahmen im Epirus die Römer die Macht, die an der weiteren Verbreitung dieser Hunde mitverantwortlich waren.
Auch die Kelten, die nach Nordeuropa wanderten, sollen ebenfalls sehr markante Wachhunde mitgeführt haben. Mit der Besiedlung Englands verbreiteten sich diese Hunde fortwährend. Laut römischer Schriftsteller (ca. 100 n.Chr.) wurden keltische Hunde als gleichwertige Handelsware mit wertvollen Gütern, wie Korn, Gold, Eisen und Waffen nach Rom exportiert. Erst eine Vermischung der keltischen Hunde soll die Vielfalt der molossoiden Hundetypen mitgeprägt haben. Gemeint ist hier der Doggen-Typ und so wurden zur späteren Zeit diese Hunde auch mit kurzem Fell gezüchtet. Bis heute sind sie auch als Sau- und Hatzrüden, Löwenpacker, Bullen- oder Bärenbeißer oder Wolfspacker bekannt. Tausende dieser Hunde wurden in den römischen Arenen für Tier- und Gladiatoren-Kämpfe aber auch als Waffe im Krieg missbraucht.
Zu den Molossern gehören laut Systematik der FCI (Fédération Cynologique Internationale) doggenartige Hunde, Hirtenhunde und alle Sennenhunde.
Doggenartige Hunde:
- Dänemark: Broholmer
- Großbritannien: Bulldog, Bullmastiff, Mastiff
- Spanien: Perro de Presa, Perro dogo Mallorquin
- Frankreich: Bordeaux-Dogge
- Portugal: Cão Fila de São Miguel
- Italien: Cane Corso Italiano, Mastino Napoletano
- Deutschland: Deutscher Boxer, Deutsche Dogge, Rottweiler
- Argentinien: Dogo Argentino
- Brasilien: Fila Brasileiro
- Japan: Tosa Inu
- China: Shar Pei
Zu den kleineren Variationen gehören u.a. der:
- Mops (China),
- Englische Bulldogge (Großbritannien)
- Boston Terrier
Hirtenhunde:
- Russland: Kaukasischer- und Mittelasiatischer Owtscharka
- Marokko: Aidi
- Türkei: Anatolischer Hirtenhund (Kangal, Karshund, Akbaş Karabaş)
- Portugal: Cao de Castro Laboreiro, Cao da Serra da Estrela, Rafeiro do Alentejo
- Tibet,Do Khyi
- Slowenien: Karstschäferhund (Kraški ovčar)
- Spanien: Mastin de los Pirineo, Mastin Espanol
- Frankreich:Pyrenäen-Berghund
- Mazedonien/Serbien: Sarplaninac
- Schweiz: St. Bernhardshund (Bernhardiner)
- Deutschland: Hovawart Leonberger
- Deutschland/Schweiz: Landseer
- Kanada: Neufundländer
- Rumänien: Bucovina
- Bosnien-Herzegowina und Kroatien: Tornjak
Schweizer Sennenhunde:
- Appenzeller Sennenhund
- Berner Sennenhund
- Entlebucher Sennenhund
- Großer Schweizer Sennenhund
Weltweit gibt es noch weitere nicht von der FCI Anerkannte molossoide Hunde, z.B.:
- Alano Español (Spanien)
- Cimarrón Uruguayo ( auch Perro Cimarrón, Perro Criollo, Perro Gaucho) ( Uruguay)
Molosser im deutschen Haushalt
Molosser-Hunde sind durchweg sehr kräftig und, abgesehen von den kleineren Varianten, in der Schulterhöhe auch alle recht groß. Sie benötigen deshalb ausreichend Platz, mindestens ein großer Garten sollten vorhanden sein. Ursprüngliche Eigenschaften, wie Bewachen und Beschützen des Eigentums, sind nach wie vor bei diesen Hunden stark ausgeprägt. Deshalb gehören Beharrlichkeit und Standhaftigkeit zu ihren Charakterzügen. Zudem sind sie ausgesprochen eigenständig handelnd. Das heißt, sie handeln ohne Rücksprache mit ihren Besitzern. Denn genau diese Fähigkeiten mussten sie mitbringen, wenn sie Vieh und Hof teils auf sich allein gestellt verteidigen sollten. Du musst sie also überzeugen können, wenn du etwas von ihnen verlangst.
Obwohl sie von ihrem Naturell sehr ruhig und ausgeglichen sind, können sie ebenfalls sehr schnell und wenig agieren. Aber auch als genügsam können diese Hunde bezeichnet werden. Hunde mit dichtem Fell benötigen entsprechende Fellpflege, können aber dafür ganzjährig im Freiem verbringen. Voraussetzung dazu ist, dass sie wirklich auch dauerhaft Sozialkontakte ausleben können.
Wenn du dich für einen Molosser entscheidest, dann solltest du geduldig, aber beharrlich, souverän, ruhig und ausgeglichen sein. Haben diese Hunde keine Aufgaben, können recht schnell Probleme entstehen. Weshalb sie prima auf einen Bauernhof bzw. in ein Hofleben jeglicher Art passen. Wegen ihrer Wachsamkeit ist bei der Aufzucht unbedingt ein gutes Sozialverhalten zu fördern.
Bildnachweis: (CC) by
In folgender Stichwortsuche findest du alle Hundegruppen, die es weltweit gibt. In jede Gruppe sind die Hunde auf ganz bestimmte Merkmale hoch spezialisiert. Nicht jeder Hund passt deshalb in jede Familie. Denn für ein harmonischen Miteinander müssen Hunde ihre ganz individuellen Eigenschaften ausleben können. Für jede Gruppe habe ich dir einige Notizen hinterlassen, die dir bei der Entscheidung zum Hundekauf helfen sollen/können.